Wissen für Angeber, Folge 1

Der noble Weiße, die unbekannte Traube oder doch nur Essig?

„Lugana“, als der Szenewein diverser Schickerien der Nation bekannt, dürfte jedem mehr oder weniger versierten Weinfreund ein Begriff sein. Zyniker mögen vielleicht nach der Lektüre unseres Balsamico-Artikels verleitet sein zu behaupten, dass andernorts diese Traube bestenfalls zur Herstellung von Essig verwendet wird oder in den Chianti gemischt wird. Was kann man da noch entgegnen?

Ganz einfach. Nein, leider eigentlich nicht ganz so einfach, denn was seine Rebsorten betrifft, kann Italien so herrlich kompliziert sein. Lugana bezeichnet ein Weinbaugebiet in der Provinz Brescia südlich des Gardasees, aus dem der hauptsächlich aus der weißen Rebsorte „Trebbiano“ hergestellte „Lugana DOC“ die Wege in unseren Handel findet. Dieser Trebbiano di Lugana galt bislang als identisch mit dem Trebbiano di Soave weiter östlich, wobei es sich aber um die Traube handelt, die eigentlich anderswo Verdicchio heißt. Nach neueren Erkenntnissen ist T. di Lugana aber wieder etwas ganz anderes. Man würde es wohl allen leichter machen, diese Rebsorten Verdicchio oder Lugana oder was auch immer zu nennen. Aber wer könnte dann noch mit Insiderwissen prahlen, wenn das Weingesetz auf einmal so simpel ist wie das deutsche Steuerrecht?

800px-Le_Torri_-_Trebbiano_grapes

Trebbiano nach Optik bestimmen ist die Königsdisziplin (Quelle)

 

Der Trebbiano hingegen, den man in den Abruzzen und der Toskana trinken kann, wird nicht nur zu neutralem Weißwein, sondern auch zu Balsamico (in Modena) verarbeitet und wurde früher gesetzlich für den Chianti als Anteil von 10-20% vorgeschrieben. In Frankreich schätzt man diese Rebsorte, bekannt als Ugni Blanc, eher weniger; nimmt sie aber zur Grundlage für Cognac und Armagnac her.

Und damit es nicht ganz so logisch ist, gibt es auch im Soave Trebbiano, der T. di Toscana ist und dort einst teilweise statt T. di Soave (=Verdicchio) angepflanzt wurde.

411px-Balsamico-1

Balsamico gibt’s aber nur in der Emilia-Romagna (Quelle)

Wer sich also diese Unterscheidungen merkt, kann locker so manchen Sommelier beeindrucken oder gar fachmännisch in die Tasche stecken. Mit diesem Wegweiser durch den italienischen Rebsortendschungel deckt man schließlich bereits einen beträchtlichen Teil des Weißweinausstoßes des Stiefels ab. Na dann Prost.

Hinterlasse eine Antwort

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind markiert *

Du kannst folgende HTML-Tags benutzen: <a href="" title=""> <abbr title=""> <acronym title=""> <b> <blockquote cite=""> <cite> <code> <del datetime=""> <em> <i> <q cite=""> <strike> <strong>